50.) Was ist der "heilige Krieg",
gibt es ihn? Ist er gleichzusetzen mit dem Dschihad?
51.) Gelten im Islam die Juden und Christen als ungläubige?
52.) Ist der Islam gegen die Juden?
53.) Ist der Islam gegen religiösen Minderheiten intolarant?
54.) Gibt es im Islam Fundamentalismus, Terroranschläge und
Selbstmordattente?
55.) Wenn alles vorherbestimmt ist, worin liegt die Schuld eines
Mörders?
56.) Warum gibt es Naturkatastrophen, Krankheiten und Kriege? Warum
lässt Allah sie zu?
57.) Was sagt der Islam über das Klonen von Menschen?
58.) Warum tragen die Muslime bestimmte Gewänder und Kopfbedeckungen?
59.) Hat der Islam eine eigene Zeitrechnung?
60.) Was erwartet den Menschen nach dem Tod?
61.) Kommen nur Muslime in das Paradies?
62.) Wurde der Islam mit "Feuer und Schwert" verbreitet?
63.) Will der Islam die Weltherrschaft?
Grundlagen des
Islam
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50.) Was ist der
heilige Krieg ? Gibt es ihn ? Ist Er gleichzusetzen mit Dschihãd ?
Im Islam gibt es keinen 'heiligen
Krieg' oder die Beschreibung eines bestimmten Krieges, denn in einem Krieg sterben immer
Menschen und deswegen kann er nicht heilig sein. Es wird aber im Islam anstelle des Wortes
"Krieg" das Wort 'Dschihãd' benutzt. Was bedeutet also aus islamischer Sicht
das Wort 'Dschihãd'? Die wörtliche Bedeutung ist "sich anstrengen, streben
nach". Es heißt also, daß sich eine Person oder eine Gemeinschaft mit voller Kraft
für eine gerechte Sache einsetzt. Wichtig ist, daß man in der Sache, für die man sich
einsetzt, im Recht ist und daß beispielsweise vor einer militärischen Auseinandersetzung
alle diplomatischen Versuche zur Lösung eines Konflikts ausgeschöpft werden. Erst wenn
keine der Bemühungen ein Ergebnis bringen, erst dann darf ein Krieg begonnen werden.
Dschihãd bedeutet aber nicht nur Krieg im militärischen Sinne; dazu zählen auch alle
Anstrengungen gegen eigene negative Begierden, Triebe und Gelüste, (also gegen den
sogenannten 'inneren Schweinehund'). Ebenso werden alle Mittel und Wege, die für eine
gerechte Sache eingesetzt werden, zum Dschihãd gezählt. Dschihãd kann zum Beispiel auch
ein Autor machen, der mit seinem Stift für eine gerechte Sache schreibt. Der Qur'ãn und
die Hadithe sagen aus, daß zunächst versucht wird, mit allen friedlichen Mitteln eine
Lösung zu finden; wenn es nötig ist, sollen Gespräche geführt werden und so weiter.
Aber am Ende wird, wenn es keinen anderen Weg mehr gibt, mit dem Djihãd im militärischen
Sinne begonnen. Voraussetzung ist immer, daß man im Recht ist. Dann muß man auch bereit
sein, sich mit seinem Leben für diese Sache einzustehen. Wann macht man nach dem
Islam Dschihãd? Wenn die moralischen und materiellen Werte von außen angegriffen werden;
wenn also Kinder getötet, Frauen vergewaltigt werden oder der Besitz und das Land
unrechtmäßig beschlagnahmt werden, dann sollte ein Muslim, um diese Werte zu schützen,
bereit sein, sogar sein Leben dafür zu opfern. Er muß also bereit sein, sich für diese
Werte zu opfern. Wenn der Feind dennoch in aggressiver Art und Weise angreift, dann muß
er natürlich auch mit eigenen Verlusten rechnen. Wir sollten eines nicht vergessen.
Kriege sind nicht erst mit dem Islam entstanden. Kriege gab es, seitdem es Menschen gibt
und es gibt sie noch immer. Wenn wir heutige Kriege betrachten, so ist der Grund für
diese nicht die Religion; es sind also keine Kriege, die aus religiösen Gründen geführt
werden, wenn diese manchmal auch vorgeschoben werden. Es sind Kriege aufgrund
unterschiedlicher, von Menschen entwickelter, Ideologien oder es sind Kriege, die
finanzielle und materielle Vorteile für ein bestimmtes Land bringen. Weder den 1. noch
den 2. Weltkrieg haben Muslime begonnen. Auch der Korea- und der Vietnam-Kriege hatten
nichts mit Muslimen zu tun. Der Einmarsch der Russen in Afghanistan und so weiter - es
waren nicht die Muslime, die diese Kriege begonnen haben. Wenn wir heute Palästina
betrachten: Dort sterben täglich Menschen und das ist Krieg. Und auch diesen Krieg haben
nicht die Muslime begonnen. In Bosnien haben die Serben die Muslime angegriffen und noch
heute töten sie die Muslime im Kosovo. Keinen dieser Kriege haben Muslime begonnen. Wenn
der Islam den Dschihãd als einen aggressiven Angriffskrieg befohlen hätte, dann würden
sich heute alle "islamischen" Länder in einem Krieg befinden. Dann wären sie
die Initiatoren aller Kriege. Das ist aber nicht der Fall. Muslime dürfen also niemals
selber einen Krieg oder eine Auseinandersetzung beginnen, sie sind lediglich dazu
verpflichtet, sich zu verteidigen. Das ist in allen Kriegen der Fall. In Bosnien, in
Afghanistan, in Palästina. Der Islam ruft also nicht zum Krieg auf. Im Gegenteil, der
Islam fördert den Frieden. Ein Muslim kämpft nur ,wenn alle friedlichen Wege
verschlossen sind und er sich in einer verzweifelten Situation befindet. Das muß man sehr
gut verstehen. Es gibt also keinen 'heiligen Krieg' im Islam. Muslime dürfen nur dann
einen Krieg beginnen, wenn ihr Land, ihre Ehre, ihr Besitz und so weiter angegriffen
werden.
51.) Gelten im Islam Juden
und Christen als ungläubig ?
Nein, ungläubig ist man nur dann,
wenn man eine Wahrheit leugnet. Nach dem Islam ist ein Gläubiger der, der an Gott, die
Wiederauferstehung, die Propheten glaubt und dies offen bekundigt. Ein Ungläubiger ist
jemand, der nicht an dies alles glaubt und der seine Ansichten offen zugibt. Laut dieser
islamischen Definition gehören Christen und Juden nicht zu den Ungläubigen, sondern zu
den Andersgläubigen. Ein Andersgläubiger ist jemand, der zwar einen Glauben hat, also an
Gott und an die Wiederauferstehung glaubt. Nach islamischen Maßstäben gibt es aber
Irrtümer in seinem Glauben. Dazu gehört beispielsweise die Tatsache, daß Christen Jesus
als Gottes Sohn bezeichnen. Aus islamischer Sicht ist dies Vielgötterei (Polytheismus),
denn Allah (Gott) lehrt uns, daß Er nur Einer ist und weder einen Partner, einen Sohn,
Eltern oder dergleichen hat. Wir vertreten also dieses Verständnis von Gott und aus
diesem Grund sind die Christen keine Ungläubige aber dafür Andersgläubige. Auch unter
den Juden gibt es einige, die Üzeyr für den Sohn Gottes halten und auch das ist
natürlich nicht mit dem islamischen Eingottglauben vertretbar. Der Islam bezeichnet die
Juden und die Christen also als Andersgläubige, da sie Allah andere Gottheiten, bzw.
Partner, Mütter, Söhne und so weiter beigesellen und meint mit Ungläubigen diejenigen
Personen, die selbst die Existenz eines Gottes verleugnen.
52.) Ist der Islam gegen die Juden ?
Der Islam ist nicht gegen Juden
oder gegen irgendeine andere Religion, Rasse, Gruppierung und dergleichen. Muslime dürfen
andere wegen ihrer Religion, oder wenn sie an keinen Gott glauben, wegen ihres Atheismus,
weder töten noch bestrafen. Noch dürfen Muslime Druck ausüben, um Nichtmuslime zu
bekehren. Missionsarbeit hat es im Islam nie gegeben. Man darf nur - insbesondere wenn
danach gefragt - über seinen Glauben als Muslim reden und mit Argumenten und Taten zu
überzeugen versuchen. Wir dürfen also nur den Islam predigen, denn ein Muslim kann nur
der werden, der aus Überzeugung glaubt und nicht durch Zwang. Aus diesem Grund darf auf
niemanden Druck ausgeübt werden. Es gibt aber folgende Richtschnur für uns. Jeder Muslim
sollte sich wünschen, daß alle Menschen auf dieser Welt Muslime werden. Deswegen sollte
er den Menschen, die bereit sind zuzuhören, den Islam verkünden und sie mit Worten und
durch seine eigene Lebensweise zu überzeugen trachten, um auf diese Art und Weise die
Ausbreitung des Islam zu fördern. Das wird auf alle Menschen angewandt und natürlich
auch auf Juden. Das fordert der Islam von uns. Er ist weder gegen die Juden, noch gegen
irgendeine andere Religion.
53.) Ist der Islam
religiösen Minderheiten gegenüber intolerant ?
Der Islam erkennt die Rechte und
die Religionsfreiheit von Minderheiten an. Im Koran kommt dies unter anderem in dem
folgenden Qur'ãn-Vers zum Ausdruck: ,,Es gibt keinen Zwang im Glauben" (2:256). Um
ihr Wohlergehen und ihre Sicherheit zu garantieren, wird den Minderheiten eine Steuer
(Dschizja) auferlegt. Außerdem sind sie vom Wehrdienst befreit. Der Prophet Muhammed
verbot muslimischen Heeren, Kirchen oder Synagogen zu zerstören. Der Kalif Omar erlaubte
muslimischen Eroberern nicht einmal, in einer Kirche das islamische Gebet zu verrichten,
um nicht die Gefühle der Christen zu verletzen. Die Juden lebten im muslimischen Spanien
friedlich mit den Muslimen zusammen, und ihr Gemeindeleben blühte auf; während sie im
restlichen Europa verfolgt wurden. Sie betrachten diesen Teil ihrer Geschichte als das
goldene Zeitalter. In islamischen Ländern leben Christen in Wohlstand, haben
Regierungsposten inne und werden nicht am Kirchgang gehindert. Christlichen Missionaren
ist es erlaubt, Schulen und Krankenhäuser aufzubauen und zu unterhalten. Dagegen
genießen muslimische Minderheiten nicht immer dieselbe religiöse Toleranz, wie man an
der spanischen Inquisition und den Kreuzzügen sieht oder wie dies heute im ehemaligen
Jugoslawien, in Israel und in Indien der Fall ist. Muslime wissen aber auch, daß ein
Herrscher bei der Ausübung seines Amtes nicht immer die Lehren seiner Religion beachtet.
54.) Gibt es im Islam Fundamentalismus, Terroranschläge und
Selbstmordattentate ?
Es gibt im Islam keinen
Fundamentalismus. Im Islam herrscht der Glaube an die Existenz und Einheit Allahs, an die
Existenz der Propheten und an die Tatsache, daß Muhammed der letzte der Gesandten ist und
es ein Jenseits gibt. Wer an dies alles glaubt, ist ein Muslim und alle Muslime sind
gleich. Es gibt im Glauben keine Unterscheidung, daß jemand mehr oder weniger gläubig
ist. Unterschieden wird nur in der Art und Weise des Praktizierens. Der eine betet mehr,
der andere weniger. Das steht nicht mit dem Glauben in Zusammenhang. Der, der mehr betet,
wird im Jenseits natürlich mehr belohnt werden, das ist alles. Es gibt im Islam also
keinen Radikalismus, Fundamentalismus und so weiter. Darüber hinaus ist Selbstmord eine
schwere Sünde, egal aus welchen Grund auch immer; selbst wenn er angeblich für die
Religion begangen wird; auch wenn er damit gerechtfertigt wird, daß auf diese Weise die
Religion verteidigt werden soll; Selbstmord ist und bleibt ein schweres Vergehen. Als zur
Zeit des Propheten ein Muslim namens Kuzman im Haibar-Krieg aufgrund seiner
Verwundungsschmerzen Selbstmord beging, bezeichnete der Prophet dies als eine große
Sünde und verurteilte seine Tat, obwohl Kuzman in diesem Krieg große Opfer gebracht
hatte und sein Mitwirken entscheidend für den Sieg der Muslime war. Aus welchem Grund
auch immer, Selbstmord ist im Islam auf keinem Fall erlaubt, selbst wenn er aus vorgeblich
religiösen Gründen vollzogen wird. Daher kann man Selbstmordattentate auch nicht mit dem
Islam in Einklang bringen, denn es ist ja gerade der Islam, der dies strengstens
verurteilt. Die, die trotzdem zu solchen Methoden greifen, machen einen Fehler. So etwas
sollte es im Islam nicht geben. Auch Terror kann es im Namen des Islam nicht geben, denn
der Islam möchte Harmonie, möchte Frieden. Auf keinen Fall erlaubt oder unterstützt der
Islam Terrorakte, natürlich auch nicht mit dem Ziel, die Religion zu verbreiten oder zu
verteidigen, denn der Terror unterscheidet nicht zwischen Unschuldigen und Schuldigen,
zwischen Recht und Unrecht, zwischen Menschen und Tieren. Er nimmt Menschenleben,
zerstört Besitz und schafft Angst unter den Menschen. Das ist Terror. Im Islam darf man
nicht, bevor ein Krieg ausgerufen wurde, Krieg führen. Erst wird ein Krieg angekündigt
worden ist, dann wird gekämpft. Wenn Krieg herrscht, darf man alte Menschen, Frauen,
Kinder, Behinderte und so weiter nicht töten. Das verbietet der Islam. Er verbietet auch
das Töten von Tieren, um dem Gegner beispielsweise zu schaden; selbst Pflanzen und Bäume
dürfen nicht zerstört werden, um die Gebiete des Gegners unfruchtbar zu machen. Krieg
darf man also nur gegen Menschen führen, die Muslime angegriffen haben und die sie töten
wollen. Wenn sie aber keine Gefahr für das Leben des Menschen darstellen, dürfen nach
islamischer Lehre, auch wenn sie zur gegnerischen Seite gehören, keine Alten, Kranken,
Behinderten, Frauen und Kinder getötet werden. Deswegen ist Terror auf jeden Fall
verboten. Ein Vers im Qur'ãn sagt: ,,... wer er einen Menschen tötet, - es sei denn als
Sühne für einen Mord oder um Unheilstiften auf Erden zu verhindern, - dann ist es , als
ob er die gesamte Menschheit getötet habe..." (Qur'ãn 5:32). Der Islam verurteilt
jede Form von Gewalt, wie sie zum Beispiel in den Kreuzzügen ausgeübt wurde oder in
Spanien während der Inquisition, im 2. Weltkrieg, oder die Greueltaten, die durch die
Serben in Bosnien begangen wurden. Jemand der Gewalt ausübt, kann nicht gleichzeitig
seine Religion praktizieren. Manchmal ist Gewaltanwendung jedoch die menschliche Reaktion
eines unterdrückten Volkes. Terrorismus und Gewalt gibt es auch dort, wo keine
beziehungsweise kaum Muslime leben, zum Beispiel in Nordirland, Südafrika, Lateinamerika
oder in Sri Lanka. Manchmal findet Gewalt im Kampf zwischen Besitzenden und Besitzlosen
oder zwischen Unterdrückten und Unterdrückern statt. Man muß differenzieren und
herausfinden, warum Menschen zu Terroristen werden. Der 'islamische Fundamentalismus', der
in den Augen des Westens mit der Revolution im Iran begann, wird mit Terror gleichgesetzt
und die westliche Welt sieht darin, nach dem Zusammenbruch der Sowjetmacht, die größte
Gefahr für sich. Aber für die überwältigende Mehrheit der Muslime auf der ganzen Welt
ist der Begriff 'islamischer Fundamentalismus' ein völlig irreführender Begriff. Sie
würden zwar akzeptieren, daß sie auf den Fundamenten ihres Glaubens stehen, nicht aber,
daß sie Extremisten sind. Die Terroranschläge, die mit dem Islam begründet werden,
bezeichnen die Medien als Akte des 'islamischen Fundamentalismus'. Terrorismus aber
widerspricht den Fundamenten des Islam, und Bombenattentate können nicht islamisch sein,
wenn die Möglichkeit der friedlichen Auseinandersetzung offensteht. Der Islam begünstigt
den Krieg nicht. Denn der islamische Glaube und seine Kultur blühten in der Zeit des
Friedens und nicht in der des Krieges auf. Deswegen sollte fairerweise differenziert
werden und nicht der Islam und die restlichen Muslime für den Mißbrauch des Islams durch
einige wenige verurteilt werden.
55.) Wenn alles vorherbestimmt ist, worin liegt die Schuld eines
Mörders ?
Das wird leider falsch verstanden.
Allah weiß, was in der Zukunft passieren wird, denn Er ist nicht an eine Zeit gebunden.
Daß Allah das Schicksal jedes einzelnen Menschen im voraus kennt, bedeutet nicht, daß Er
dieses Schicksal auch beeinflußt beziehungsweise lenkt. Auch wir wissen manchmal etwas im
voraus, ohne daß wir einen bestimmten Einfluß drauf haben. Allah weiß ,was bis zum
Weltuntergang mit uns geschehen wird. Er muß es wissen, denn wenn dem nicht so wäre,
wäre Er nicht Gott. Auch wir möchten manchmal etwas im voraus wissen, können es aber
nicht. Das ist ein Zeichen von Schwäche. Wenn Gottes Macht oder Wissen irgendwo enden
würde, wäre das ein Zeichen von Schwäche und dann würde sich Gott von uns in diesem
Punkt nicht unterscheiden. Das ist Schwäche und Gott ist weit entfernt von solchem. Wir
Muslime glauben jedoch daran, daß Allahs Macht unendlich ist. Unter Vorherbestimmung
verstehen wir, daß Allah alle Ereignisse von vornherein weiß, dieses Wissen muß aber
nicht Einfluß auf unser Verhalten haben. Deswegen dürfen wir durchaus nach der Schuld
eines Mörders fragen, denn Allah hat ihn nicht dazu gebracht, Er wußte nur vorher, daß
der Mörder jemanden töten kann. Wir können ja schließlich auch bestimmen, wann welche
Sternenkonstellation vorherrschen wird, ohne daß wir einen Einfluß auf sie gehabt haben.
Das Wissen über den Zeitpunkt einer Sonnenfinsternis oder einer Mondfinsternis kann
diesen Zeitpunkt weder verändern noch sonst irgendwie beeinflussen. Daß Allah über die
zukünftige Tat eines Mörders Bescheid weiß, heißt nicht, daß Er diesen Mörder dazu
gebracht hat. Vielmehr hat Er dem Menschen freie Entscheidungsgewalt eingeräumt und Er
will, daß wir das Gute tun und Ihn darum bitten, daß Er uns dabei hilft. Das Schicksal
oder die Vorherbestimmung ist also nur ein Wissen über mögliche zukünftige Taten und
nicht ein Dirigieren oder Lenken.
56.) Warum gibt es
Naturkatastrophen, Krankheiten, Kriege ? Warum läßt Allah sie zu ?
Allah ist kein Polizist. Er ist
auch kein Staatspräsident. Er hat nur Naturgesetze festgelegt. Auch ein Staat hat
Gesetze, um bestimmte Taten zu verbieten, doch die Menschen befolgen diese oft nicht und
zwar aus eigenem Willen. Allah bestimmt also Gesetze und Er möchte , daß diese Gesetze
befolgt werden. Aber es gibt immer einige, die sich nicht an diese Gesetze halten.
Natürlich können wir nicht von Allah verlangen, daß Er diese Gesetzesbrecher daran
hindert oder dieses Verhalten unterbindet, denn dann hätte es kein Sinn gehabt, die
Menschen zu erschaffen. Dann hätte Er von vornherein bestimmte Menschen in das Paradies
und andere in die Hölle geschickt, denn Er weiß ja von Anfang an über alle Menschen
Bescheid. Allah hat die Menschen auf der Erde leben lassen, damit die Menschen ihre
eigenen Verhaltensweisen selber sehen und ändern können. Damit sie am Tage des jüngsten
Gerichts keine Einsprüche einlegen können. Natürlich gibt es einige Dinge, deren
Ausführen nützlich und gut ist und wiederum andere, die schädlich sind. Manchmal sind
Dinge, die wir als unnütz oder schädlich sehen, sehr nützlich für uns. Zum Beispiel
wissen wir heute, daß einige Bakterien dem Menschen nützen und wiederum andere ihm
gefährlich sein können. Die Welt ist immer auf Gegensätzen aufgebaut. Wenn es keine
schädlichen Bakterien geben würde, gäbe es auch keine nützlichen .Es gibt viele
Insekten, die wir als überflüssig betrachten, aber in Wirklichkeit sichern sie das
Gleichgewicht im Tierreich, nur erkennen wir es nicht. Allah hat alles im Gleichgewicht
erschaffen. Wenn auf der Erde ein Erbeben auftritt, dann könnte es sicherlich Gründe
dafür geben, die vielleicht für uns sehr wichtig sind, die wir aber noch nicht kennen.
Alles vollzieht sich nach den Gesetzen, die Allah am Anfang festgelegt hat. Wenn Sie
Wasser auf ein Feuer gießen, wird das Feuer irgendwann ausgehen. Wenn Sie Feuer mit
Benzin zusammenbringen, wird sich das Benzin entzünden. Das sind Naturgesetze. Diese
Gesetze laufen auch ab, wenn wir sie nicht kennen. Ein Mensch kann das Benzin mit einem
Streichholz anzünden; es kann aber auch die heiße Sonnenstrahlung sein, die durch eine
Glasscherbe gebündelt wird. Der Grund ist egal. Da die Naturgesetze von Anfang an gültig
sind, werden sie immer funktionieren. Auch ein Erdbeben zählt hierzu. Durch
Verschiebungen der Erdkrusten und so weiter können Erdbeben entstehen. Das ist ein
Erfordernis der Naturgesetze.
57.) Was sagt der Islam
über das Klonen von Menschen ?
Weder im Qur'ãn noch in den
Hadithen wird das Klonen von Menschen direkt angesprochen. Da das Klonen von Lebewesen zu
einem aktuelles Ereignis geworden ist, sollten allgemein anerkannte islamische Gelehrte
zusammenkommen und mit Hilfe von islamischen Grundgesetzen dieses Ereignis diskutieren.
Durch Analogieschluß kann man sicherlich auch in diesem Fall zu einem Urteil kommen.
58.) Warum tragen die
Muslime bestimmte Gewänder und Kopfbedeckungen ?
Es würde nichts geschehen, wenn
wir Muslime keine Kopfbedeckung und keine bestimmten Gewänder tragen würden. Die
Kopfbedeckung zum Beispiel tragen wir beim Gebet. Jedes Gebet hat seine eigenen
Vorschriften. Manche dieser Vorschriften sind zwingend, das heißt ohne sie ist das Gebet
nicht gültig, und wiederum andere sind freiwillig, das bedeutet, wenn man sie befolgt,
ist die Belohnung von Allah noch größer, wenn man aber auf sie verzichtet, so ist dies
keine Sünde. Zu diesen gehört auch die Kopfbedeckung. Der Grund liegt bei unserem
Propheten Muhammed s.a.s., er betete auch so. Wir möchten uns so verhalten und so
aussehen wie er, denn wir glauben , daß dies vor Allah besser ist. Wenn wir aber auf die
Kopfbedeckung verzichten, so ist das Gebet natürlich trotzdem gültig, sie ist also nicht
zwingend vorgeschrieben. Ebenso verhält es sich mit Gebetsgewändern, beispielsweise für
den Vorbeter. In manchen Ländern, so etwa in der Türkei, tragen die Vorbeter meist ein
weites, langes Gewand, einen Gebetsmantel. Eine islamische Vorschrift ist dies jedoch
nicht.
59.) Hat der Islam eine
eigene Zeitrechnung ?
Der islamische Kalender beginnt mit
der Auswanderung (Hidschra) des Propheten Muhammed - Friede sei mit ihm - von Mekka nach
Medina im Jahre 622 n.Chr. Das islamische Jahr ist ein Mondjahr mit 354 oder 355 Tagen.
Der erste Monat wird Muharram genannt. 1997 n.Chr. entspricht dem islamischen Jahr 1417/18
nach der Hidschra.
60.) Was erwartet die
Menschen nach dem Tod ?
Allah ist gerecht, und damit Er
Seine Gerechtigkeit ausüben kann, gibt es im Islam das Prinzip der Verantwortlichkeit.
Die Menschen, welche Gutes tun, werden belohnt, und diejenigen, welche schlechte Dinge
tun, entsprechend bestraft. Deshalb hat Er das Paradies und die Hölle geschaffen, in die
der Mensch unter bestimmten Voraussetzungen gelangt. Die Muslime wissen, daß das
gegenwärtige Leben nur von kurzer Dauer ist und daß darauf ein anderes folgt. Das
diesseitige Leben ist eine Prüfung, und wenn wir diese Prüfung bestehen, wird uns ein
ewiges Leben der Glückseligkeit in der Gemeinschaft von aufrichtigen Menschen im Paradies
zuteil.
61.) Kommen nur Muslime in
das Paradies ?
Die Juden behaupten, daß nur sie
in das Paradies gelangen werden. Dasselbe behaupten auch die Christen. Und die Muslime
sagen, daß nur sie ins Paradies gelangen werden. Aus islamischer Sicht sind Christen und
Juden Menschen, die an Gott glauben. Wenn sie in ihrer Religionsausübung an nichts
Falsches glauben, werden sie nicht - nur weil sie Juden sind oder jüdische Vorfahren
haben beziehungsweise Christen sind oder christliche Vorfahren haben - in die Hölle
kommen. Aber wenn sie in ihrer Religion aus islamischer Sicht an Falsches glauben und zum
Beispiel Vielgötterei betreiben, dann wird gehofft, daß Allah sie - vielleicht nach
ihrer vorübergehenden Bestrafung - aufgrund ihres Glaubens dereinst ins Paradies schickt.
Das liegt absolut nur in Seiner Macht. Niemand kann Ihn daran hindern, sie dennoch in das
Paradies zu schicken. Man kann darauf hoffen. Aber so wie die Christen und Juden glauben,
daß nur sie in das Paradies kommen werden, so können wir nicht daran glauben, daß nur
die Muslime in das Paradies gelangen werden, denn im Qur'ãn heißt es ausdrücklich, daß
dem, der an Gott und das Jenseits glaubt und seinen Glauben aufrichtig praktiziert, sein
Lohn nicht verlorengehen wird (siehe zum Beispiel 2:62, 5:69, 5:47, 5:82-85). Allerdings
meinen wir Muslime, daß unser Glaube der beste und leichteste Weg hin zu Gott ist, sind
also von der Richtigkeit unserer Religion hundertprozentig überzeugt.
62.) Wurde der Islam mit
,,Feuer und Schwert" verbreitet?
Im Koran heißt es: ,,Es gibt
keinen Zwang im Glauben" (2:256); deshalb kann niemand gezwungen werden, zum Islam
überzutreten. Es stimmt, daß die muslimischen Armeen, die auszogen, um ein Volk oder ein
Land zu befreien, meistens das Schwert mit sich trugen. Der Islam wurde aber nicht durch
das Schwert verbreitet, denn an vielen Orten, wo jetzt Muslime leben, wie zum Beispiel im
Fernen Osten, in Teilen Chinas oder in vielen Gegenden Afrikas, finden wir keine Berichte
darüber, daß dort jemals muslimische Heere einmarschierten. Wenn man sagt, daß der
Islam mit dem Schwert verbreitet wurde, müßte man auch sagen, daß das Christentum mit
Gewehren, F16-Bombern und Atomraketen verbreitet wurde, was ja auch nicht der Wahrheit
entspricht. Das Christentum wurde durch die Tätigkeit von Missionaren verbreitet, der
Islam hingegen von muslimischen Händlern und Reisenden. Zehn Prozent aller Araber sind
immer noch Christen. Auch in den anderen muslimischen Ländern hat die Toleranz der
Muslime das Überleben von nichtmuslimischen Minderheiten gewährleistet. Und es gibt
heute noch in fast allen muslimischen Ländern nichtmuslimische Minderheiten. In der
Bundesrepublik Deutschland nehmen auch Deutsche freiwillig und aus Überzeugung den Islam
an. Sie und alle anderen Muslime wollen mit ihren Mitmenschen friedlich zusammenleben und
besitzen keine Schwerter, um andere zum Islam zu bekehren.
63.) Will der Islam die
Weltherrschaft ?
Der Islam will keine Weltherrschaft
im weltlichen Sinne; er möchte aber, daß alle Menschen Muslime werden, das wünscht er,
denn ein Muslim glaubt folgendes : Das letzte von Gott gesandte Buch ist der Qur'ãn und
dieser muß überall auf der Welt gültig sein. Wenn nämlich die Thora und die Bibel ihre
Originalität behalten hätten, das heißt wenn die Menschen beide Bücher nicht nach
Gutdünken und zu ihren Gunsten verändert hätten, dann wäre auch der Qur'ãn nicht als
endgültige Fassung der Botschaft Gottes gesandt worden. Wenn der Qur'ãn über Gebote und
Verbote spricht, zieht er oft Vergleiche mit den vorausgegangenen Büchern, nämlich der
Thora und der Bibel. Einige Richtlinien sind geblieben, aber andere wiederum, von Menschen
gemachte Beschlüsse und Veränderungen wurden korrigiert beziehungsweise abgelehnt. Aus
diesem Grund ist aus islamischer Sicht das einzige Buch, welches die Menschen nicht
verändert haben und welches nur aus den Worten Gottes besteht, der Qur'ãn und deswegen
glauben wir, daß alle Menschen nur nach diesem Buch leben sollten. Damit dies nicht
falsch verstanden wird: Es darf weder Gewalt, noch Krieg noch auf irgend eine andere Weise
Druck ausgeübt werden, um dieses Ziel zu erreichen. Es wird lediglich erzählt und von
dieser Religion berichtet; die Entscheidung liegt bei jedem selber.