Palästina: Weitere Eskalationen

Israelischer Abzug so schnell wie möglich gefordert. Schaath wirft Israel «Massaker» vor

fil6.jpg (34632 Byte)Die israelische Großoffensive im Westjordanland rollt ungeachtet eines erneuten Rückzugsappells der USA weiter und fordert immer mehr Todesopfer. Nach palästinensischen
Angaben wurden am Samstag mindestens sechs Palästinenser bei Kämpfen mit israelischen Soldaten im Westjordanland getötet. Nach unbestätigten Angaben war die Zahl der Toten noch weitaus höher.

Der palästinensische Planungsminister Nabil Schaath warf Israel ein «Massaker» im Flüchtlingslager von Dschenin vor. Dies wies die israelische Armee kategorisch zurück. Die radikal-islamische Hamas-Bewegung drohte Israel mit Racheaktionen «nie dagewesenen Ausmaßes».

US-Außenminister Colin Powell, der in der Nacht zum Montag in die Krisenregion reist, forderte Israel auf, «so schnell wie möglich» mit dem Rückzug aus den besetzten Städten im Westjordanland zu beginnen. Die israelische Armee könne mit dem Abzug nicht bis zu seiner Ankunft in der kommenden Woche warten, sagte Powell am Freitagabend in Washington. «Der Präsident erwartet, dass der Vormarsch gestoppt und der Rückzug so schnell wie möglich und ohne Verzögerung erfolgt.»

Nach den Worten des palästinensischenfil1.jpg (13953 Byte) Planungsministers Nabil Schaath wird kein arabischer Politiker wird mit Powell über die Palästinenser sprechen, falls dieser bei seiner bevorstehenden Nahost-Reise nicht auch Palästinenserpräsident Jassir Arafat trifft. Das kündigte Schaath nach dem Beginn einer Sondersitzung der Außenminister der Arabischen Liga vor Journalisten in Kairo an.


Schaath sagte bei der Liga-Sitzung, im Flüchtlingslager von Dschenin seien Hunderte verletzt worden und könnten nicht medizinisch versorgt werden. Er verglich die Angriffe in dem Lager mit etwa 15 000 Einwohnern mit dem Massaker in den Flüchtlingslagern von Sabra und Schatila 1982.

Der israelische Armeesprecher David Ehrlich, der sich selbst in Dschenin aufhielt, sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), vor Ort seien seit drei Tagen «heftige Kämpfe mit bewaffneten Palästinensern» im Gange, mit «Feueraustausch von beiden Seiten». Von einem «Massaker an unbewaffneten Zivilisten» könne nicht die Rede sein. Man habe den
Abtransport von Toten und die Versorgung der Verletzten gestattet. Die Armee suche vor Ort nach militanten Palästinensern und Waffenlagern. Man habe bereits ein großes Waffenversteck gefunden.

Da die Telefonverbindungen zu den Städten Nablus und Dschenin weitgehend abgebrochen sind, war die Informationsbeschaffung im nördlichen Westjordanland am Samstag erheblich erschwert. Nach unbestätigten Angaben kamen seit Freitag allein in Dschenin mindestens 14 Palästinenser zu Tode.

fil7.jpg (12175 Byte)Nach palästinensischen Angaben wurden im Flüchtlingslager von Nablus vier Palästinenser bei Hausdurchsuchungen getötet. Der israelische Rundfunk meldete, erstmals seien auch Soldaten im Händlerviertel von Nablus im Einsatz, das Israel als Hochburg
radikaler Palästinensergruppen gilt. In den frühen Morgenstunden waren israelische Soldaten auch in die Ortschaft Jata bei Hebron eindrungen. Bei dem Vormarsch wurden zwei weitere Palästinenser getötet.

Bei einem Angriff bewaffneter Palästinenser auf eine jüdische Siedlung im südlichen Gazastreifen waren in der Nacht zum Samstag ein israelischer Soldat und zwei der Angreifer getötet worden.

Von palästinensischer Seite wird davonfil3.jpg (14052 Byte) ausgegangen, dass Israel seine Großoffensive nun auf kleinere palästinensische Ortschaften und
Dörfer im Westjordanland ausweitet. Israel reagierte mit der «Operation Schutzwall» auf eine Welle palästinensischer  Selbstmordanschläge, bei der seit Mittwoch vergangener Woche mehr als
45 Israelis ums Leben kamen.

Die Hamas drohte Israel unterdessen am Samstag mit neuen Racheaktionen. Der militärische Hamas-Arm «Issedin el Kassam» veröffentlichte die Drohungen als Reaktion auf einen israelischen Raketenangriff auf ein Gebäude in der Ortschaft Tubas, bei dem am Vortag sechs Hamas-Aktivisten getötet worden waren.

Angesichts der bevorstehenden Nahost-Reise Powells sagte der ehemalige palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erekat am Samstag, die palästinensische Führung werde den US-Außenminister boykottieren, wenn er nicht zum Treffen mit Arafat bereit sei. «Wenn er Präsident Arafat nicht trifft, der unser gewählter Führer ist, dann wird er keinen anderen palästinensischen Verantwortlichen treffen», sagte Erekat dem arabischen TV-Sender El Dschasira.(dpa)

Quelle: Islamische Zeitung

@ Ekrem Yolcu

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