Ein Leben für die Islamwissenschaft - Annemarie Schimmel wird 80

Brückenbauerin zwischen dem Islam und Europäern - Von Stephanie Lettgen

shimmel.jpg (24671 Byte)Bonn (dpa) - Professorin Annemarie Schimmel, Orientalistin von Weltrang, feiert am Sonntag (7. April) in Bonn ihren 80. Geburtstag. Die gebürtige Erfurterin, die viele Jahre an der Universität Bonn lehrte, blickt auf eine beeindruckende wissenschaftliche Karriere zurück: Rund 100 Bücher hat sie veröffentlicht. Mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen wurden ihr Werk und ihre Verdienste um die islamische Kultur gewürdigt. Unter anderem erhielt sie 1981 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse und 1995 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Die Preisverleihung des Friedenspreises war allerdings umstritten, weil Schimmel in einem Fernsehinterview den Schriftsteller Salman Rushdie kritisiert hatte. Er habe in seinem Roman «Die satanischen Verse» die Moslems «auf sehr üble Art» verletzt, hatte sie damals gesagt. Gegner und Befürworter der Friedenspreisträgerin lieferten sich daraufhin monatelang eine hitzige kulturpolitische Debatte.

Nach Ansicht Schimmels ist der Islam die «am meisten angegriffene und missverstandene» aller Religionen. Ihr Lebenswerk habe sie deshalb der Verständigung zwischen Ost und West geweiht, hat die Professorin immer betont. Einer ihrer Forschungschwerpunkte ist die islamische Mystik. Schimmels Buch «Mythische Dimensionen des Islam» gilt in Fachkreisen als Standardwerk. Die Universität Bonn richtete ihr zu Ehren den Annemarie-Schimmel-Lehrstuhl ein. Im pakistanischen Lahore ist ein Boulevard nach ihr benannt.

Aus mehreren orientalischen Sprachen hat die Wissenschaftlerin tausende Verse und Gedichte von Volksdichtern übersetzt. Die arabische Sprache erlernte sie bereits als 15-Jährige. Nach einem Studium der Arabistik und Islamwissenschaft promovierte sie in Berlin und habilitierte sich 1946 an der Universität München. Sie lehrte in Marburg, bevor sie 1954 als Professorin für Religionsgeschichte an die Islamisch-Theologische Fakultät der Universität Ankara berufen wurde. 1961 erhielt sie eine Professur in Bonn, von 1967 an war sie außerdem Dozentin für indo-muslimische Kultur an der Harvard-Universität in den USA.

An ihrem Geburtstag wird sich die Jubilarin in das Goldene Buch der Stadt Bonn eintragen. «Damit sollen Annemarie Schimmels herausragende Leistungen und ihre Verdienste um Kenntnis und Verständnis des Islam gewürdigt werden», sagt Jürgen Winterwerp, Sprecher der Stadt Bonn. Die Professorin zähle zu den bedeutendsten Islamwissenschaftlerinnen der Welt.

Quelle: Islamische Zeitung

@ Ekrem Yolcu

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