Palästina: Palästinenser systematisch ausgehungert

Wasser und Nahrungsmittel als Mittel israelischer Kriegsführung. Von Thalif Deen

19.04.2002:

(ips)UN-Organisationen und internationale Hilfs- und Menschenrechtsgruppen haben Israel beschuldigt, Palästinenser systematisch auszuhungern. Den Zivilisten in den besetzten Gebieten Wasser, Nahrungsmittel und Medizin als Form der Kriegstaktik gezielt vorzuenthalten, sei ein Kriegsverbrechen.

Obwohl einigen Gruppen ein begrenzter Zugang zu den Flüchtlingscamps eingeräumt werde, verhindere die israelische Armee die Anlieferung von Nahrungsmitteln und Wasser durch UN-Teams, berichtete das UN-Hilfswerk 'UNRWA'. UNRWA sei es dennoch gelungen, einer Gruppe von Menschen - meist Frauen und Kindern - Wasser und Lebensmittel auszuhändigen, erklärte Richard Cook, Chef der UNRWA-Operationen in Gaza und Westjordanland am Mittwoch (17. April) in New York. Diese Menschen seien 14 Tage lang von der Außenwelt abschnitten und dringend auf die Lieferungen angewiesen gewesen.

Israelische Militärs halten vor allem für palästinensische Männer bestimmte Hilfslieferungen zurück. Dies gilt insbesondere für das Flüchtlingslager in Jenin, wo die Israelis nach Medienberichten in der letzten Woche ein Massaker an Hunderten von Palästinensern angerichtet haben.

Marty Rosenbluth von Amnesty International/USA nannte die Vorgänge in den besetzten Gebieten eine Form der kollektiven Bestrafung. Es sei die Pflicht der internationalen Gemeinschaft, dafür zu sorgen, dass Zivilisten mit Wasser, Nahrungs- und Arzneimitteln versorgt würden. "Wir haben den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, ein Team internationaler Experten loszuschicken, um die mutmaßlichen Menschenrechtsverbrechen der letzten zwölf Tage in Jenin zu untersuchen."

"Unabhängig von militärischen Zielsetzungen ist es inakzeptabel, der Zivilbevölkerung ihre Lebensgrundlagen vorzuenthalten", protestierte auch John Quigley, Autor der Untersuchung 'Genocide in Cambodia and Palestine and Israel'. "Zivilisten ins Visier zu nehmen - wie dies der israelische Staat tut, indem er seine Hubschrauber Raketen über palästinensischen Wohngebieten abwerfen lässt - ist ein Kriegsverbrechen." Quigley fordert, Israel für die angerichteten Schäden zur Rechenschaft zu ziehen und die Opfer und ihre Angehörigen zu entschädigen.

Die Weltbank geht davon aus, dass die Schäden durch die Zerstörung der palästinensischen Infrastruktur, die weitgehend von der Europäischen Union finanziert wurde, in die 600 Millionen bis 800 Millionen US-Dollar gehen. Der Verlust des palästinensischen Bruttoinlandsproduktes wird auf rund fünf Milliarden Dollar seit Beginn der israelischen Angriffe im September 2000 geschätzt.

"Gezielt die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln, Medizin und Wasser zu verhindern sowie willentlich öffentliche und private Einrichtungen und die Wirtschaft in den besetzten Gebieten zu vernichten, ist ein krasser Bruch der Vierten Genfer Konvention", monierte auch Ali Abunimah, Vizepräsident des 'Arab-American Action Network' mit Sitz im US-amerikanischen Chicago. Auch wies er darauf hin, dass das Abkommen von 1949 die direkte Antwort auf die Verbrechen der Nazis an den Juden gewesen ist.

Bereits im letzten Jahr hatten die Vereinten Nationen Beschwerden darüber erhalten, dass Israel Nahrungsmittel als Mittel der Kriegsführung zurückhalte. In einem 26-seitigen Bericht stellte der Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission Israel, Afghanistan und Myanmar als diejenigen Staaten an den Pranger, die gegen das Grundrecht der Menschen auf Nahrungsmittel verstießen.

Quelle: Islamische Zeitung

@ Ekrem Yolcu

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