Besuch am Ankaraer Mausoleum Rechtfertigung für fortgesetzte
Menschenrechtsverletzungen in der Türkei
ANKARA/GÖTTINGEN.
Der Besuch des amtierenden deutschen Bundespräsidenten, Johannes Rau, hat nach Ansicht
der Menschenrechtsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker der Regierung die
Rechtsfertigung gegeben, auch weiterhin die Untaten des Dikatators und Republikgründers
M.Kemal Atatürk (Vater der Türken) zu verschweigen. "Es macht auf Dauer wenig Sinn,
wenn deutsche Politiker Vergangenheitsbewältigung nur auf deutsche Geschichte
beschränken und andere Völkermorde und Massenvertreibungen schön reden.", so der
GfBV-Vorsitzende Tilman Zülch in Göttingen.
Die ausgebliebene Vergangenheitsbewältigung in der Türkei habe um M. Kemal Atatürk
einen Führerkult etabliert, der eine Demokratisierung der Gesellschaft verhindere, die
Herrschaft der Armee verewige und Minderheitenverfolgungen wie die der Kurden nach sich
ziehe. Nelson Mandela habe es 1994 abgelehnt, den "Mustafa Kemal-Friedenspreis"
entgegenzunehmen. Unter Mustafa Kemal, der als General der Armee seit 1919 als Führer der
Revolution anerkannt und am 29. Oktober 1923 zum Staatspräsident gewählt worden war, kam
es zur Fortsetzung von Massendeportationen, Zwangsumsiedlungen und Hinrichtungswellen.
Nachdem der Aufstand der Kurden unter Scheich Said 1925 und andere Erhebungen der Kurden
gegen die massive Türkisierungspolitik blutig niedergeschlagen worden waren, wurden vom
Staat brutale Zwangsmaßnahmen ergriffen: Bis 1939 wurden weit mehr als eine Million
Kurden deportiert oder vernichtet.
Quelle: Islamische Zeitung, 38. Ausgabe