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Montag, 31. März 2003
Iraks Waffen
Einfach, aber wirkungsvoll

Mit einfachen Waffen setzen die irakischen Truppen den mit modernsten Mitteln ausgerüsteten amerikanischen Streitkräften hart zu. Dabei setzen die Iraker bislang nicht viel mehr ein als das, was in der High-Tech-Kriegsführung des 21. Jahrhunderts geradezu als "Knüppel und Steine" gilt: Gewehre und Granaten.

Es sind nicht die atomaren, chemischen oder biologischen Waffen, die Bagdad nach Darstellung der USA besitzt, sondern es sind simple konventionelle Waffen, die den als Sturmlauf geplanten Vormarsch der Alliierten verzögert haben. Irak besitzt nach Einschätzung von Experten seit dem Golfkrieg von 1991 mindestens 40 Fabriken, in denen konventionelle Waffen produziert werden. Finanziert wurden sie unter anderem durch den illegalen Schmuggel von Rohöl. So hat das gewöhnlich gut informierte Fachmagazin "Oil Daily" im vergangenen Monat berichtet, Syrien wolle im März 230.000 Barrel Öl aus Irak importieren.

Der irakische Staatschef Saddam Hussein hat genügend Kämpfer und Kugeln, um einen Guerillakrieg zu führen, der ihn bislang vor einer Niederlage bewahrt und ihm einen propagandistischen Sieg beschert hat. "Jetzt ist es leichter für Saddam Husseins Leute zu sagen: Schaut her, die Amerikaner können geschlagen werden", erklärt der amerikanische Geheimdienstexperte Richard Betts. "Wir haben Saddam Hussein alle Zeit der Welt gegeben, damit er seine Vorbereitungen treffen konnte." Es gebe in der Militärgeschichte wohl keinen Angriff, der im Voraus öffentlich so klar angekündigt worden sei. "Da ist es kein Wunder, dass er (Saddam Hussein) sich ein paar Tricks ausgedacht hat."

Der Golfkrieg von 1991 und die anschließenden UN-Sanktionen haben den irakischen Streitkräften arg zugesetzt; das Heer hat kaum Luftunterstützung, die Kampfpanzer sind veraltet, und Raketen sind rar. Saddam Hussein hat seine verbliebene Macht in den Städten konzentriert, wo die irakischen Truppen ihre hauptsächlich aus Kleinwaffen und Granaten bestehenden Trümpfe am besten ausspielen können.

Irakische Strategie

Die Kämpfe in Basra sind ein Beispiel für die irakische Strategie, sich in Städten zu verschanzen. Dort ist es für die Iraker leichter, die eigenen Truppen zu versorgen, und die Wirksamkeit ihrer technisch unterlegenen Waffen zu erhöhen.

"Die Republikanische Garde, die sich in und um Bagdad herum eingegraben hat, wird gut mit Munition versorgt sein", erwartet William Hopkinson vom Königlichen Institut für Strategische Studien in London. "Ich glaube nicht, dass ihnen in den nächsten ein oder zwei Wochen die Munition ausgeht."

Eine Belagerung Bagdads ist ein Albtraum-Szenario für die Alliierten. Kleine Guerilla-Einheiten können in der Stadt über Jahre hinweg Verwüstungen anrichten. "Man braucht keine großen Waffen, um einen Vormarsch in die Stadt aufzuhalten und zu erschweren", erklärt Betts. "Wenn man aus einem Gebäude beschossen wird, was macht man dann: das Haus stürmen und versuchen, den Heckenschützen zu stellen, oder einfach das Gebäude dem Erdboden gleichmachen?" Zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung, Hunger und Seuchen würden dem ohnehin schon angekratzten Image der USA in der Welt einen verheerenden Schlag versetzen.

Mark Fritz, AP

Adresse:
http://www.n-tv.de/3150066.html

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