DER PROPHET ABRAHAM IM KORAN * 

Seyfi BOZKUS
Stellv. Attaché für
Religiöse Angelegenheiten
Stuttgart, 15.01.2002

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich begrüße Sie alle sehr herzlich.

Ich bedanke mich bei allen, die diese Veranstaltungsreihe vorbereitet haben; denn dadurch wird gewährleistet, daß wir Abraham, der in den drei göttlichen Religionen eine zentrale Rolle spielt, näher kennenlernen.

Ich werde versuchen, in Kürze den Propheten Abraham aus islamischer Sicht darzustellen und Ihnen sein Leben und seine Rolle in der islamischen Religion und Kultur näherzubringen.

Bevor wir auf das Thema eingehen, möchte ich einige Begriffe erläutern. Beispielsweise: „Was ist Prophetentum im Islam?“ oder „Welche Rolle haben Propheten im Islam ?“

Die durch Gott auserwählten Propheten sind beauftragt, Gottes Religion in seinem Namen an die Menschheit zu verkünden; genau dieses macht den Kern der Lehre über das Prophetentum im Islam aus.

Somit befinden sich die Propheten als Vermittler zwischen Gott und seinen Dienern (Menschen). Allah hat die Botschaften, die an die Menschen vermittelt werden sollen, durch die Propheten verkündet. Alle Propheten, von Adam bis zu unserem letzten Propheten, haben diese Aufgabe erfüllt.

Es sollte nicht außer Acht gelassen werden, daß alle Propheten Menschen sind, daß sie von einem Vater und einer Mutter geboren wurden, essen, trinken, erkranken, schlafen, heiraten und auch Kinder bekommen, genauso wie wir. Ausgenommen sind die besondere Lebensumtände von Jesus und Adam. (Sure Al-i Imran: 3/59)

Die Propheten werden im Islam nicht als Gott oder gottähnlich angesehen; der Islam sieht sie als Gesandte, Botschafter und Diener Gottes.

Propheten besitzen folgende Besonderheiten:

• sie begehen keine Sünden               : Tugend                            (Ismet)

• sind sehr intelligent                        : Intelligenz – Scharfsinn       (Fetanet)

• sind sehr vertrauenswürdig              : Vertrauenswürdigkeit          (Emanet)

• sind ehrlich, lügen nicht                  : Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit     (Sidk)

Wir entnehmen dem Koran, daß die Propheten immer gute und besonders auserwählte Menschen sind. (Sure An’am : 5/85)

Nach dem Islam ist das Prophetentum nicht eine Sache, die man mit Arbeit erlangt, es ist eine Berufung, die von Gott verliehen und vergeben wird.

Wir wissen, daß eine Prophetenkette generell aus Mitgliedern derselben Familie besteht und daß mehrere Propheten aus der gleichen Familie ernannt wurden.

Die Prophetengeschichte entspricht der Menschheitsgeschichte. Der erste Mensch ist zugleich der erste Prophet. Adam wird als erster Vater der Menschheit und Abraham als zweiter Vater betrachtet.

Alle Propheten waren mit Qual, Kummer, Sorge, Beleidigungen, Unterdrückung und Verbannung konfrontiert. Deshalb ist im Islam einigen Propheten (Noah, Abraham, Moses, Jesus und Mohammed) die Eigenschaft “größte Propheten“ (Ulu'l-Azm) verliehen worden. Diese Eigenschaft wurde ihnen deshalb zuerkannt, weil sie trotz der schweren Aufgabe nicht aufgegeben haben, und mit Ausdauer, Geduld und Entschlossenheit ihre Aufgabe erfüllt haben.

Wenn Propheten übernatürliche Situationen, Kräfte entwickeln bzw. Wundersame Dinge zustande bringen, um zu beweisen, daß sie Propheten sind, wird dies als Wunder bezeichnet. Auch Abraham ist einer der Propheten, die Wunder vollbracht haben. Der damalige König von Babylon namens Nimrod, hat Abraham ins Feuer werfen lassen. Das Feuer hat aber, anstatt Abraham zu verbrennen, sich in einen Rosengarten verwandelt. (Sure al-Anbiya: 21/69)

In unserer Religion wird zwischen den Propheten nicht unterschieden; es ist ein Grundprinzip, an alle Propheten zu glauben, und zwar ohne jeglichen Unterschied. Dieses Thema kommt im Kur'an folgendermaßen vor :

“ Wir machen keinen Unterschied zwischen ihnen, und Ihm ergeben wir uns. „ (Sure al-Baqarah: 2/285)

Der Zweck der Entsendung der Propheten ist es, den monotheistischen Glauben (Tevhid - Einheit Gottes) den Menschen zu verkünden. Abraham hat hierbei eine besondere Bedeutung. Wir nennen dies die “Hanif-Religion.“

In Sure 6, Vers 161 heißt es:

“Siehe, mich hat mein Herr auf einen geraden Weg geleitet -zu dem rechten Glauben, dem Glauben Abrahams, des Aufrechten. Und er war keiner der Götzendiener.” (Sure al-An’am : 6/161)

Die Auffassung des Monotheismus ist mit Abraham, Moses und Jesus weitergeführt worden und hat bei Mohammed sein Ende gefunden. Deshalb sehen wir Mohammed nicht als Gründer des Islam. Nach der Lehre des Islam sind die Propheten keine Gründer der Religionen. Der einzige Gründer ist Gott. Deshalb sehen wir keinen Unterschied zwischen dem Aufruf (Einladung) und den Aufgaben der Propheten, Abraham, Moses, Jesus, Mohammed wie aller anderen Propheten.

In Sure 2, Vers 136 :

Sprecht:“Wir glauben an Allah und was zu uns herabgesandt worden, und was herabgesandt ward Abraham und Ismael und Isaak und Jakob und (seinen) Kindern, und was gegeben ward Moses und Jesus, und was gegeben ward (allen andern) Propheten von ihrem Herrn. Wir machen keinen Unterschied zwischen ihnen; und Ihm ergeben wir uns. „ (Sure al-Baqarah: 2/136)

Die Aufforderung des Koran, ist es, die Religion von Abraham zu befolgen. Es ist möglich, ihn als den ersten Muslim zu bezeichnen. In 3. Sure heißt es : “Sicherlich sind die Abraham Nächststehenden unter den Menschen jene, die ihm folgten, und dieser Prophet und die Gläubigen. Und Allah ist der Freund der Gläubigen. „ (Sure Al-i Imran :3/68)

Das grundlegende Prinzip seiner “Hanif-Religion„(Sure An’am:6/79) “kein Sündiger trägt die Sünde (Verantwortung) anderer Sündiger; der Mensch bekommt nur die Gegenleistung seiner eigenen Arbeit„ (Sure An-Nadschm: 53/36-44) ist zugleich der Kern und das Fundament des Islam.

Propheten hatten Vorbild-Funktion, waren gegenüber ihrer Umgebung immer freundlich, hilfsbereit entgegenkommend und standen für die gute Moral ein. Propheten zeigten Größe und Stärke, indem sie sogar denjenigen verzeihen konnten, von denen sie beleidigt oder verachtet wurden. Und Abraham war einer dieser Propheten.

In diesem Zusammenhang ist folgender Abschnitt aus der Sure Maria sehr interessant, indem Abraham zu seinem Vater, der Götzen anbetet, spricht. Es heißt dort:

-Gedenke, was in diesem Buch über Abraham steht. Er war ein Mann der Wahrheit, ein Prophet.

-Da er zu seinem Vater sprach: «O mein Vater, warum verehrst du das, was nicht hört und nicht sieht und dir in nichts nützen kann?

-O mein Vater, zu mir ist in Wahrheit eine Erkenntnis gekommen, die nicht zu dir kam; so folge mir, ich will dich auf den rechten Pfad leiten.

-O mein Vater, diene nicht dem Satan, denn Satan ist ein Empörer wider den Allerbarmer.

-O mein Vater, siehe, ich fürchte, es möchte dich die Strafe vom Allerbarmer treffen, und dann wirst du ein Freund Satans werden.»

-Er antwortete: «Verlässest du meine Götter, o Abraham? Wenn du nicht aufhörst, so werde ich dich wahrlich steinigen. Verlasse mich auf lange Zeit.»

-(Abraham) sprach: «Friede sei auf dir! Ich will von meinem Herrn Vergebung für dich erflehen: Er ist gnädig gegen mich.

-Und ich werde mich fernhalten von euch und von dem, was ihr statt Allah anruft; und ich will zu meinem Herrn beten; ich werde im Gebet zu meinem Herrn bestimmt nicht enttäuscht.»

-Als er sich nun von ihnen und von dem, was sie statt Allah verehrten, getrennt hatte, da bescherten Wir ihm Isaak und Jakob und machten beide zu Propheten.

-Und Wir verliehen ihnen Unsere Barmherzigkeit; und Wir gaben ihnen einen wahren und hohen Ruf. (Sure Maria : 19/41-50)

Der Koran lehrt uns mit diesem Dialog unsere Eltern zu achten und ihnen zu vergeben, auch wenn sie ungläubig sind.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der Name des Propheten Abraham wird im Koran in 25 Suren insgesamt 69 Mal mit unterschiedlichen Eigenschaften erwähnt. Mit Hilfe einiger Zitate möchte ich Ihnen nun Abraham näher bringen.

In Sure 11, Vers 75 :

-Wahrlich, Abraham war milde, mitleidig, Gott zugewandt. (Sure Hud: 11/75)

In Sure 16, Vers 120-121 :

-Abraham war eine Gemeischaft (für sich), (dem einen) Gott demütig ergeben, ein Hanif und keine Heide, dankbar für Gottes Wohltaten. Gott hat ihn erwählt und auf den geraden Weg geführt. (Sure Nahl : 16/120-121)

Allah stellt den Propheten Abraham im Koran vor allem als Vorbild für die Menschen dar. Er bezeichnet ihn im Koran als “Khalil„ den “Besonderen Freund„.

In Sure 4, Vers 125 heißt es dazu:

-Und wer hat einen schöneren Glauben als jener, der sich Allah ergibt, der Gutes wirkt und der dem Bekenntnis Abrahams, des Aufrechten im Glauben, folgt? Und Allah nahm sich Abraham besonders zum Freund. (Sure An-Nisá:4/125)

Als eines Tages ein Mann Mohammed mit “O! Gesegnetester unter den geschaffenen„ anredete, erwiederte Mohammed “derjenige den Du meinst, ist Abraham„. Nach der Überlieferung hat Abraham nie ohne Gäste gespeist. Eines Tages hat er einen nichtmuslim eingeladen. Dieser begann mit dem Essen, ohne “Bismillah„ (mit dem Namen Allahs) zu sagen. Daraufhin forderte Abraham ihn hierzu auf. Als der Gast aber sagte, daß er nicht an Gott glaubt, schikte ihn Abraham aus dem Haus. Als aber Allah zu Abraham sagt: “obwohl ich für soviel Wohltaten (alles) keine Gegenleistung erwarte, stellst Du sogar für ein paar Bissen Bedingungen.„ schämt sich Abraham, sucht, findet und holt seinen Gast zu sich nach Hause zurück. (Muslim, Fezail 4/1839).

Es wird angenommen, daß die Gastfreundschaft unserer türkischen Mitbürger auf Abraham zurückgeht. Bei ihnen ist es zur Tradition geworden für einen gedeckten Tisch „Tisch des Halil Ibrahim", für den Besucher „Besucher Gottes" und am Ende des Essens „möge Allah Halil Ibrahims segen (Fruchtbarkeit) geben" zu sagen.

Wir sehen, daß dasjenige Kriterium, das jemanden zum Feind Gottes oder Freund Gottes macht, der Glaube ist (iman). Denn Allah benutzt für den Vater von Abraham den Ausdruck Azar “Feind Gottes„ (Sure Taubah : 9/114) und für Abraham die Bezeichnung “Freund Gottes„ (Sure an-Nisá: 4/125). Ähnliches ist über Abraham auch in der Bibel zu finden:

1.Mose Kapitel 15/6

Abraham glaubte dem HERRN und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.

Jesaja, Kapitel 41/8

“Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, Nachkomme Abrahams, meines Freundes”

Jakobus Kapitel 2/23

So ist die Schrift erfüllt, die da spricht »Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden«, und er wurde »ein Freund Gottes« genannt.

Meine Damen und Herren

Im Koran wird über den Geburtsort und den Lebensraum von Abraham keine detaillierte Information gegeben. Aber eine wichtige Erkenntnis ist, dass der Prophet Lot ein Zeitgenosse von Abraham war und sie in benachbarten Regionen lebten.

Im Koran in Sure 37 wird darauf hingewiesen, dass Abraham von Noah abstammte:

-Friede sei auf Noah unter den Völkern!

-Also belohnen Wir jene, die Gutes wirken.

-Er gehörte zu Unseren gläubigen Dienern.

-Dann ließen Wir die andern ertrinken.

-Und fürwahr, von seiner Gemeinde war Abraham. (Sure as-Saffat: 37/79-83)

Isaak und Ismael sind Söhne Abrahams, und beide sind Propheten. Weil sehr viele Propheten von ihnen abstammen, nennt man Abraham auch, “den Vater der Propheten.” Die Kinder Israel stammen von Isaak und die Araber von Ismael ab. Somit ist Abraham der Vater der drei Weltreligionen, also von Judentum, Christentum und dem Islam.

Abraham ist für uns Muslime der Ur-Großvater unseres Propheten Mohammed. Aus diesem Grund spricht jeder Muslim nach jedem der fünf täglichen Gebete ein Stoßgebet (Salavat) aus, zuerst für Prophet Mohammed und danach für dessen Vorfahre Abraham. Das bedeutet, daß beim tägliche Gebet auch immer Abrahams Name rezitiert wird.

Wir kennen ihn als eine Person, die sich mit den Götzen zu seiner Zeit auseinandergesetzt hat. Er brachte die Offenbarung Allahs zu seinem götzendienerischen Volk und warnte es. Sein Volk hörte nicht auf ihn und stellte sich gegen ihn. Als der Druck des Volkes größer wurde, wanderte Abraham mit seiner Frau, dem Propheten Lot und einigen Leuten notgedrungen aus.

Zu Abrahams Zeiten beteten viele Völker im Raum Mesopotamien und in Mittel- und Ostanatolien den Himmel und die Sterne an. Ihr größter Gott war der Mond-Gott "Sin". Außerdem stellten diese Völker geprägte Bilder und Skulpturen der Götter her und beteten sie an. Dieser sehr verbreitete Glaube fand im Nahen Osten viele Anhänger und bestand für lange Zeiten, genauer gesagt bis zum 6. Jahrhundert vor Christi. Als ein Produkt dieses Glaubens wurden in ganz Mesopotamien bis ins innere Anatolien "Ziggurat" genannte Gebäude gebaut, die sowohl als Observatorien als auch als Tempel, in denen insbesondere der Mond-Gott "Sin" angebetet wurde, dienten. Diese heutzutage nur noch durch archäologische Forschungen feststellbare Glaubensart wird im Koran erwähnt. Laut Koran hatte der Prophet Abraham es abgelehnt, diese Götter anzubeten und erkannte den einzigen wahren Gott, (Allah) an. Der Koran erzählt:

-Und als Abraham zu seinem Vater Azar sprach: "Nimmst du Bilder zu Göttern an? Wahrlich ich sehe dich und dein Volk in offenkundigem Irrtum!"

-Und so zeigten Wir Abraham das Königreich der Himmel und der Erde, damit er zu den Festen im Glauben gehöre. (Sure An’am: 6/74-75)

Nach dem Koran, hat Abraham mithilfe seiner eigenen Erfahrungen Allah erkannt. Darüber wird im Koran in folgendem Vers erzählt:

-Als nun die Nacht ihn überschattete, da erblickte er einen Stern. Er sprach: «Das ist mein Herr!» Doch da er unterging, sprach er: «Ich liebe nicht die Untergehenden.»

-Als er den Mond sah, sein Licht ausbreitend, da sprach er: «Das ist mein Herr!» Doch da er unterging, sprach er: «Hätte nicht mein Herr mich recht geleitet, wäre ich gewiß unter den Verirrten gewesen.»

-Als er die Sonne sah, ihr Licht ausbreitend, da sprach er: «Das ist mein Herr, das ist das Größte!» Da sie aber unterging, sprach er: «O mein Volk, ich habe nichts zu tun mit dem, was ihr anbetet. (Sure An’am: 6/76-78)

Der Tübinger Theologe Prof. Karl-Josef KUSCHEL erklärt in seinem Buch: “Abraham hatte die Eitelkeit und Vergeblichkeit jedes Götzendienstes aus eigener Kraft erkannt und sich der Schöpfermacht des einen und wahren Gottes gebeugt... Abraham ist im Koran der Gott vertrauende Mensch. Denn Voraussetzung für Abrahams Weg zu Gott war das Vertrauen, daß Gott ihm seinen Weg zeigen werde.„ (K. J. KUSCHEL, Streit um Abraham, Piper Serie, München, 1994, s.184)

In 6. Sure heißt es dazu:

-Ich wende mich nunmehr demjenigen zu, der Himmel und Erde geschaffen hat. (Ich verhalte mich so) als Hanif. Und ich bin keine Heide.» (Sure An’am: 6/79)

Gleich im Anschluss an diesen Vers sagt der Koran über Abraham und den anderen von ihm abstammenden Propheten folgendes:

-Und sein Volk stritt mit ihm. Da sagte er: «Streitet ihr mit mir über Allah, da Er mich schon recht geleitet hat? Und ich fürchte nicht das, was ihr Ihm zur Seite stellt, sondern nur das, was mein Herr will. Mein Herr umfaßt alle Dinge mit Wissen. Wollt ihr denn nicht verstehen?

-Und wie sollte ich das fürchten; was ihr anbetet, wenn ihr nicht fürchtet, Allah etwas zur Seite zu stellen, wozu Er euch keine Vollmacht niedersandte?» Welche der beiden Parteien hat also größeres Anrecht auf Frieden, wenn ihr es wisset?

-Die da glauben und ihren Glauben nicht mit Ungerechtigkeit vermengen - sie sind es, die Frieden haben sollen und die rechtgeleitet sind.

-Das ist Unser Beweis, den Wir Abraham seinem Volk gegenüber gaben. Wir erheben in den Rängen, wen Wir wollen. Siehe, dein Herr ist allweise, allwissend.

-Wir schenkten ihm Isaak und Jakob; jeden leiteten Wir recht, wie Wir vordem Noah recht geleitet hatten und von seinen Nachfahren David und Salomo und Hiob und Joseph und Moses und Aaron. Also belohnen Wir die Wirker des Guten.

-Und (Wir leiteten) Zacharias und Johannes und Jesus und Elias; alle gehörten sie zu den Rechtschaffenen.

-Und (Wir leiteten) Ismael und Elisa und Jonas und Lot; sie alle zeichneten Wir aus unter den Völkern.

-Ebenso manche von ihren Vätern und ihren Kindern und ihren Brüdern: Wir erwählten sie und leiteten sie auf den geraden Weg.

-Das ist der Weg Allahs; damit leitet Er von Seinen Dienern, wen Er will. Hätten sie aber anderes angebetet, wahrlich, nichts hätte ihnen all ihr Tun gefruchtet.

-Diese sind es, denen Wir die Schrift gaben und die Weisheit und das Prophetentum. Wenn aber diese das (Prophetentum) leugnen, dann haben Wir es einem Volke anvertraut, das es nicht leugnet.

-Das sind jene, die Allah recht geleitet hat: so folge ihrem Weg. Sprich: «Ich verlange von euch keinen Lohn dafür. Es ist ja nichts anderes als eine Ermahnung für die ganze Menschheit.» (Sure An’am: 6/80-90)

Der Theologe Prof. KUSCHEL arbeitete die Rolle von Abraham im Koran fünf Fixpunkte heraus:

Erster Fixpunkt (KUSCHEL, Streit um Abraham, s.183):Abraham steht für den konsequenten und strengen Monotheismus, der erkannt hat: Gott ist “ der Herr der Menschen in aller Welt, er, der mich geschaffen hat und nun rechtleitet, der mir zu essen und zu trinken gibt und mich, wenn ich krank bin, heilt, der mich sterben läßt und darauf lebendig macht, und von dem ich hoffe, daß er mir am Tag des Gerichts meine Sünde vergibt. „ (Sure Suara : 26/77-82)

Zweiter Fixpunkt (KUSCHEL, Streit um Abraham, s.183):Wird Gottes Gottheit durch Götzen verdunkelt, müssen diese gestürzt werden... Abraham war der Zerstörer der Götzenbilder. Abraham sagt im Koran : “Und ich werde, bei Gott, eure Götzen überlisten, nachdem ihr den Rücken gekehrt (und mich mit ihnen) allein gelassen habt. „ Und er schlug sie in Stücke, ausgenommen einen (Götzen), der ihnen (ebenfalls) gehörte und der (besonders) groß war. Vielleicht würden sie (später) zu ihm zurückkehren. Sie (entdeckten das Werk der Zerstörung und) sagten :“Wer hat dies mit unseren Göttern gemacht? Er gehört zu den Frevlern. „ Irgendwelche Leute sagen : “Wir haben einen Burschen namens Abraham (in abfälliger Weise) von ihnen sprechen hören. „ Sie sagten : “Bringt ihn her (damit er) vor den Augen der Leute (Rede und Antwort steht)!... Er sagte : “Wollt ihr denn an Gottes Statt etwas verehren, was euch weder etwas nützen noch Schaden zufügen kann? Pfui über euch und über das, was ihr an Gottes Statt verehrt! Habt ihr denn keinen Verstand? (Sure al-Anbiya 21/57-67)

Dritter Fixpunkt (KUSCHEL, Streit um Abraham, s.185):Abraham steht auch beim Propheten Modell für Rettung, Exodus und Nachkommenverheißung eines monotheistischen Glaubenskämpfers durch Gott selbst. “Sie sagten: Verbrent ihn und helft (auf diese Weise) euren Göttern, wenn ihr (schon) vorhabt, etwas zu tun!„ Wir sagten (als sie Abraham dem Feuer ausgesetzt hatten) : “Feuer! Sei für Abraham kühl und unschädlich! „ Sie wollten eine List gegen ihn anwenden. Aber wir bewirkten, daß sie (selber) es waren, die am meisten verloren. Und wir retteten ihn und Lot in das Land, das wir für die Menschen in aller Welt gesegnet haben. Und wir schenkten ihm zusätzlich den Isaak und Jakob. Und alle machten wir zu Rechtschaffenen. „ (Sure 21/68-72)

Vierter Fixpunkt (KUSCHEL, Streit um Abraham, s.185): Der Prophet benutzt Abraham, um dem eigenen Volk gegenüber mit noch größerem Nachdruck als Warner vor dem göttlichen Strafgericht auftreten zu können. Abraham war mild, empfindsam und bußfertig. (Die Gesandten sagten) “Abraham! Laß davon ab! Die Entscheidung deines Herrn ist nun einmal getroffen, und unabwendbare Strafe wird über sie kommen. „ (Sure Hud: 11/75-76)

Wichtig an diesen Stellen ist, daß Abraham nicht nur als Warner, sondern auch als der Barmherzige hingestellt wird, der sich vor Gott für die Sünder verwendet und um Vergebung bittet. Wie im Fall seines Vaters. (Sure Shuara: 26/86) (KUSCHEL, Streit um Abraham, s. 186)

Fünfter Fixpunkt (KUSCHEL, Streit um Abraham, s.186): Im Koran wird durch den Propheten die Wiederentdeckung und Wiedererweckung der “Religion Abrahams„ wieder deutlich gemacht : “Abraham war eine Gemeischaft (für sich), (dem einen) Gott demütig ergeben, ein Hanif und keine Heide, dankbar für Gottes Wohltaten. Gott hat ihn erwählt und auf den geraden Weg geführt. Und wir haben ihm im Diesseits Gutes gegeben. Und im Jenseits gehört er zu den Rechtschaffenen. Darauf haben wir dir (die Weisung) eingegeben: Folg der Religion Abrahams, eines Hanifen-er war keine Heide. „ (Sure Nahl : 16/120-121)

Verehrte Gäste

Um als gläubige Menschen, die an den selben Gott glauben, zusammen leben zu können, sind wir sehr wohl dazu aufgefordert, die Gemeinsamkeiten und nicht die Unterschiede herauszufinden. Eine Gemeinsamkeit ist Abraham. Seine Auseinandersetzung mit den Ungläubigen auf der einen Seite und seine Güte, Menschlichkeit und Toleranz auf der anderen Seite muß Vorbild für uns alle sein. Lassen Sie uns im Rahmen seiner Eigenschaft “Freund Gottes„ friedlich und geschwisterlich zusammenleben. Kriege sollen nicht sein, Menschen sollen nicht sterben, Kinder sollen nicht weinen. Gottes Wohltaten reichen für uns alle. Es ist daher nicht wichtig, wo Abraham herstammt. Seine Prinzipien sind wichtig.

Ich wünsche uns allen, daß die Eigenschaft “Khalil” (Besonderer Freund) des Propheten Abraham, dem Frieden, der Freundschaft, Brüderlichkeit, und der Toleranz beiträgt und auch in der Gesellschaft in Erscheinung tritt.

 
Seyfi BOZKUS
STUTTGART
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* Bu konu, vahye dayali üç büyük dinin ortak peygamberi olarak kabul edilen, Hz. Ibrahim’in daha yakindan taninmasi maksadiyla, Stuttgart Möhringen Kiliseler Birligi Baskani Diakon Hans- Martin HÄRTER tarafindan organize edilen 2002 yili egitim programi kapsaminda, Möhringen’deki Protestan Kilisesi, Cristuskirche'de 29.01.2002 tarihinde tarafimizdan anlatilmistir.

@ Ekrem Yolcu

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