Das tschetschenische Drama

Ehemaliger amerikanischer Präsidentenberater Brzezinski spricht vom Einsatz von Massenvernichtungswaffen

Mehr und mehr wird der Anlaß russischer Kriegsführung - die vorgebliche Beteiligung von Tschetschenen an den schrecklichen Bombenanschlägen in der russischen Föderation - in den Hintergrund gedrängt. Weit davon entfernt, eine gezielte, gerechtfertigte Aktion gegen Attentäter zu sein, hat sich das russische Vorgehen als das gezeigt, was nach Angaben von Analysten seit Anfang der 90er das Vorhaben der russischen Führung war: die Vertreibung der Tschetschenen und die Ausschaltung muslimischer Eigenstaatlichkeit in der Region.

Obwohl Rußland immer wieder eine Parallele mit den damaligen NATO-Angriffen zu ziehen sucht, so wird dies doch unglaubwürdig durch die gezielte Bombardierung und Zerstörung ziviler Einrichtungen und Unbeteiligter. Was einst zu massivem Eingreifen von NATO und USA im Kosovo geführt hat, die sogenannten „ethnischen Säuberungen“ an den Kossovaren, veranlaßt europäische Politiker mittlerweile nur zu müden Protesten. Deutschlands Außenminister Fischer, angetreten mit dem Ziel, eine nach „ethischen Richtlinien“ orientierte Außen- und Sicherheitspolitik betreiben zu wollen, bleibt überraschend farblos. Aus dem 68er, der gegen amerikanische Greuel in Vietnam protestierte, ist ein Politiker gewesen, der heute beim gleichen Sachverhalt passiv bleibt.

Das Szenario wird deutlich, daß es im Kaukasus mitnichten nur um die Erzwingung des Gehorsams einer kleinen, widerspenstigen Nation geht, sondern vielmehr um die Durchsetzung der Kontrolle über die Energiereserven des kommenden Jahrhunderts. Folgt man einem Kommentar des ehemaligen amerikanischen Präsidentenberaters Brzezinski, so setzen russische Truppen erschreckende Kampfmittel ein, um an diesem „Großen Spiel“ teilnehmen zu können. Brzezinski spricht von chemischen Kampfstoffen als auch von Splitter- und Vakuumbomben, die durch ihre verheerende und unterscheidungslose Wirkung mittelbar zu riesigen Flüchtlingsströmen führen, da die Zivilisten keine Möglichkeiten haben, in schützenden Kellern Sicherheit zu finden. Nach Ansicht Brzezinskis gibt es Pläne, innerhalb der russischen Armee eine „endgültige Lösung“ der Nordkaukasischen Frage in Angriff zu nehmen. Der Kampf um Zentralasien, so Brzezinski, sei auf einer neuen Stufe angelangt und als nächstes stünden Georgien und Aserbaidschan im Brennpunkt zukünftiger Auseinandersetzungen.

Quelle: Islamische Zeitung, 34. Ausgabe

@ Ekrem Yolcu

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